Unser AWO Ortsverein Geislingen startete 1932 in unruhigen Zeiten. Damals wa•r vieles ungewiss und doch gab es mutige Frauen und Männer, die sich um schlechter gestellte Menschen kümmerten – trotz der schwierigen Lage auch in Geislingen.
Während der Nazi-Zeit war die AWO verboten, trotzdem gab es Menschen, die sich weiterhin – illegal -engagierten. Nach dem Krieg wurde die AWO in West-Deutschland neu gegründet und auch wir Geislinger*innen waren wieder mit dabei.
Seit nunmehr 90 Jahren bieten wir als Träger der freien Wohlfahrtspflege ein breit gefächertes Angebot in den Bereichen Alten- und Krankenpflege, Kurse und Angebote für Migrant*innen sowie Dienstleistungen in der Kinder-,Jugend- und Familienhilfe.
Wir laden herzlich ein zur Feier des 90-Jährigen Bestehens des AWO Ortsvereins Geislingen sowie der 25-Jährigen Partnerschaft mit dem Ortsverein Bischofswerda ein.
Unser Programm
13:00 Uhr Hallenöffnung
13:30 Uhr Beginn mit Kaffee und Kuchen
14:00 Uhr Grußworte,Festrede und Ehrungen
zwischendurch Marv der Zauberer u.a.
17:30 Uhr Essen vom Buffet
Über 100 Teilnehmer konnte der AWO-Ortsvorsitzende Martin Pretsch im Rahmen der in der Jahnhalle durchgeführten Jubiläumsveranstaltung begrüßen. Unter ihnen der Kreisvorsitzende der AWO, Uli Weidmann und die Geschäftsführerin des Göppinger Kreisverbandes Sonja Elser sowie Mitglieder des Geislinger Stadtrats. Grußworte für die Stadt Geislingen überbrachte die ehrenamtliche Stellvertreterin des OB, Petra Straile.
Die Festrede hielt Thomas Reiff, der darauf hinwies, dass die erste Frau in der Weimarer Nationalversammlung, Marie Juchacz, als „Gründerin“ der AWO gilt. Denn am 13. Dezember 1919 rief sie den „Hauptausschuss Arbeiterwohlfahrt“ ins Leben, aus dem sich dann später die AWO, heute einer der größten Sozialverbände in Deutschland, entwickelte. Ziele der AWO waren schon 1919 unter anderem:
Förderung der Hilfe zur Selbsthilfe der Arbeiterklasse; die soziale Not von Unterernährung, Wohnungslosigkeit und Wohnungsmangel betroffenen Menschen zu lindern und ihr vorzubeugen, Wohlfahrtsleistungen zu verbessern, soziale Rechtsansprüche einzufordern, anstatt um Almosen bitten zu müssen.
Am 12. Februar 1932 wurde die AWO Geislingen im Rahmen einer Hauptversammlung offiziell ins Leben gerufen. Als Vorsitzender wurde Hans Röger gewählt. Vermutlich gab es die Geislinger AWO aber schon einige Jahre zuvor. Bereits am 9. Mai wurde die AWO aktiv beim Einrichten einer Volksküche, am 1. November kam es zur Eröffnung einer Wärmestube und am 18. Dezember fand die erste Kinderbescherung statt.
1933 wurden die Organisationen der Arbeiterbewegung verboten, so auch die AWO. Einrichtungen und Vermögen der AWO wurden beschlagnahmt, Mitglieder AWO verfolgt. Einige Mitglieder arbeiteten illegal weiter und halfen mit bedrohte Personen aus der Arbeiterbewegung ins Exil zu bringen.
Nach der Befreiung wurde die Arbeit der Geislinger AWO 1947 wieder aufgenommen. Gerhard Bauer, seit fast sieben Jahrzehnten AWO-Mitglied, beschrieb in anschaulicher Weise die anstehenden Aufgaben nach Ende der Naziherrschaft und Krieg so:
Verteilung von Schuhen und Lebensmitteln, Betreuung von Vertriebenen und sozial Schwachen, Hilfe bei Wohnungssuche und Stadtranderholungen für Kinder in Kinder- und Jugendlagern in den Ferien, z.B. auf der Nordalb bei Deggingen, die von 1947 bis 1995 der AWO gehörte.
In den Folgejahren war und ist die AWO in vielfältiger Weise im Kinder-Jugend- und auch im Seniorenbereich tätig.
Auch die Wiedervereinigung ging nicht an der Geislinger AWO vorbei. Seit 1997 gibt es eine Partnerschaft mit dem AWO-Ortsverein der Geislinger Partnerstadt Bischofswerda, deren 25 jähriges Bestehen im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung gefeiertwurde. Alljährlich treffen sich AWO-Delegationen aus Bischofswerda und Geislingen zu einem Erfahrungsaustausch. Über die vielfältigen Aktivitäten beider Ortsvereine berichteten deren Vorsitzende, Christel Hoogestraat und Martin Pretsch.
Bei Kaffee und Kuchen wurde die Festveranstaltung umrahmt von Darbietungen der Sängerin Nina, deren Beiträge mit großem Beifall bedacht wurden. Auch der Kleinkünstler Chris Blessing, der mit Jonglagen und einer Leuchtshow das Publikum begeisterte, fand großen Anklang.
Für ihre 50 jährige AWO-Mitgliedschaft wurde Inge Heuschneider aus Kuchen durch den Vorsitzenden des Geislinger Ortsvereins, Martin Pretsch, geehrt.
Zum Abschluss der über fünfstündigen Veranstaltung wurden die Teilnehmer*innen noch zu einem Büfett eingeladen und den ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen für Ihren Einsatz gedankt.
Ein ganz besonderer Dank galt den im Vorfeld tätigen Organisatorinnen Waltraud Kaczmarek und Gabi Luprich, die über viele Wochen hinweg die Veranstaltung planten und für einen reibungslosen Ablauf sorgten.
Hans-Martin Wischnath